Phonographenwalzen aus der Frühzeit der kommerziellen Tonaufzeichnung
Tanzmusik
Eine zwingende Voraussetzung für die Eignung des Phonographen zum Beschallen mit Tanzmusik war eine ausreichende Lautstärke. Immerhin musste die Musik deutlich lauter sein als die beim Tanzen entstehenden Nebengeräusche.
Auf Seiten der Abspielgeräte wurde das Problem mit immer größer werdenden Trichtern und empfindlicheren Schalldosen angegangen. Es gab sogar, produziert von Columbia, zwei Modelle mit mechanischem Verstärker auf der Grundlage des Friktionsprinzips. Diese allerdings waren wegen ihres hohen Preises und Gewichts kein großer Verkaufsschlager.
Auf Seiten der Walzenaufnahmen kamen für das Einspielen von Tanzmusik nur Instrumente mit kräftigem Klang, vor allem Blasinstrumente, Banjo, Xylophon und Schlaginstrumente, zum Einsatz. Sie spielten bei der Aufnahme typischerweise in gleichmäßig hoher Lautstärke.
Auf Weichwachs-Walzen ist Tanzmusik nur ziemlich selten zu finden, da die frühen Phonographen keine großen Lautstärken erzielten und das weiche Material der Walzen an lauten Passagen besonders schnell abnutzte. In größerem Umfang gelangten Tanzmusik-Walzen erst nach Einführung des Hartgussverfahrens in den Handel. Auch die Gusswalzen jedoch nutzen sich an lauten Passagen recht schnell ab. Im Rahmen des seinerzeit Möglichen konnten nur Celluloidwalzen einigermaßen zufriedenstellende Ergebnisse in Bezug auf Lautstärke, Haltbarkeit und Klangqualität liefern, vor allem die ab 1912 hergestellten Blue-Amberol-Walzen. Bei diesen – und schon bei den seit 1898 gefertigten Eurêka-Walzen Henri Liorets – kam die erhöhte Spieldauer dem Gebrauch zum Tanzen zusätzlich zugute. Jedoch nahm Lioret auch auf seinen älteren, kleineren Walzentypen bereits Tanzmusik auf, gespielt von kleinen Blasorchstern oder sogar, wie das Beispiel Le tour du monde zeigt, von einem Solo-Blasinstrument.