Phonographenwalzen aus der Frühzeit der kommerziellen Tonaufzeichnung
Banjo-Musik
Das Banjo hatte einen wichtigen Anteil daran, synkopierte, ungerade Elemente in die nordamerikanische Musik des späten 19. Jahrhunderts einzuführen. Nicht alles Synkopierte und nicht alle Banjo-Musik mündete in stilreinen Rags oder Cakewalks (die hier gesondert vorgestellt werden). Es gibt auch eine Menge an Aufnahmen von speziellen Banjo-Kompositionen, Banjo-Instrumentalstücken mit afroamerikanischen Stilelementen, Folksongs, sentimentalen Liedern und Medleys mit Dixie-Melodien, die nicht der Form eines Rags oder Cakewalks entsprechen. Von diesen werden einige hier vorgestellt. Manche dieser Kompositionen und Aufnahmen entstanden in Europa, wo originale amerikanische Rags weit weg und wenig bekannt waren.
Der häufige Einsatz des Banjos als Aufnahmeinstrument für frühe Phonographeneinspielungen lag nicht alleine an der Popularität des Ragtime und anderer synkopierter Musik. Er hatte auch instrumententechnische Gründe, die das Banjo zu einem annähernd idealen Aufnahmeinstrument machten: Das Zupfen oder Schlagen der Banjo-Saiten ergibt laute, schnell verklingende Staccato-Töne, die von der akustisch-mechanischen Aufnahmetechnologie der Phonographen-Ära leicht eingefangen werden können. Da ein Banjo von sich aus einen leicht verzerrten Klang hat, fallen auch die aufnahmebedingten zusätzlichen Verzerrungen kaum negativ ins Gewicht.
Interessanterweise läuft der Weg der Schwingungsübertragung eines Banjos auf die gleiche Weise ab, wie die Schallwandlung einer Phonographenschalldose. Daher sind auch der Korpus eines Banjos und eine Schalldose ähnlich konstruiert und sehen ähnlich aus: Die Vibration der Saiten bzw. der Abtastspitze wird kraftschlüssig auf eine Membran übertragen, welche ihrerseits die Luft in Schwingung versetzt. Die Banjo-Membran, ein gespanntes Trommelfell, kann zur Aufnahme direkt auf einen Trichter hin ausgerichtet werden, was es erleichtert, den Schall als kräftig ausgesteuerte Schallrille aufzuzeichnen. Banjo-Aufnahmen vermitteln daher in aller Regel den Eindruck eines energischen, und, durch die deutlich voneinander abgegrenzten Töne, klaren Spiels.